Swiss Shotokan Karate-Do Basel

Was bedeutet Oss Zurück

Was bedeutet für mich „Oss" und wie wird es verwendet?

                                 
Das Grusswort „Oss" wird heutzutage in der ganzen Shotokan Karate-Welt verwendet. Es gilt als eine universelle Begrüssungsart. Sein Ursprung ist japanisch. So heisst „Oss" im alltäglichen japanischen Gebrauch „Hallo", „Guten Tag", „Freut mich dich kennen zu lernen", etc.
Im Budokunst-Kreisen wird es in der Regel als „Ich habe verstanden" oder „Dankeschön" interpretiert.

Damit aber „Oss" richtig angewendet wird, sollte es aus dem Unterbauch laut ausgesprochen werden, während zur gleichen Zeit der Oberkörper steif mit gerade gestrecktem Rücken, leicht nach vorne gebeugt wird. Somit zeigt man dem gegenüber Respekt, Vertrauen und Aufrichtigkeit bzw. Freundlichkeit.

Im japanischen steht „Oss" unter anderem für Fortschritt und Ausdauer oder auch Festigkeit. Es schreibt sich mit chinesischen Zeichen.
Das erste Zeichen davon trägt die Bedeutung der Weitsichtigkeit und des Kampfgeistes. Je nach Situation bedeutet es sogar auch voranstrebend oder die treibende Kraft.
Das zweite Zeichen bedeutet, dass man mit Willenskraft alles erreichen kann. Selbst wenn man weiss, dass die Hindernisse sehr schwer zu überwinden sind. Es steht auch dafür, dass man sich nach einer Niederlage nicht unterwirft sondern stets darüber ist.

Mit der Jugend kommt auch eine grosse physische und geistige Kraft, welche Hindernisse und Schwierigkeiten leicht bewältigen kann. Doch ohne tägliches Training ist diese Kraft kaum nutzbar. In Japan sagt man oft, ein unlackierter Diamant glänzt nicht. Ohne Fleiss und Anstrengung werden Fähigkeiten nicht gebildet und veredelt. Dem entsprechend auch nicht nutzbar gemacht.

Die Begrüssungsart „Oss" erinnert die jungen Menschen an das täglich wichtige Training einerseits, anderseits gibt es die mentale Kraft und den Mut für die Praktizierung des Trainings.

Ich hörte, dass man „Oss" erstmal in der japanischen Marine-Akademie verwendet hat. In Japan wurde diese Begrüssung in manchen Orten verboten, weil es zu Missverständnissen kam. Ich denke und glaube deshalb, weil manche Karateka's „Oss" in Turnieren und sonstigen Orten schreiend und wiederholend zu viele Mal verwendet haben.


Das Wort „Oss" sollte nicht überall und immer angewendet werden. Es sollte nicht missbraucht werden.

Ich erwarte von jedem, der die Begrüssung „Oss" verwendet, dass er sich um die richtige Betonung und Haltung mit Sorgfalt bemüht. Auch der Geist und die Seele sollten reif sein. Mit einem angezogenen Kinn, gerade Oberkörper und einem leichten sich nach vorne Verbeugen, spricht man „Oss" aus dem Unterbauch aus. Die Bewegung, Atmung, Aussprache, konzentrierter Geist und durch Miteinbezug der Spannung des Zwerchfells, wird es kraftvoll und korrekt ausgesprochen.
Ähnlich wie dem Prinzip Ying (Negative, dunkel, weiblich) und Yang (Positiv, hell, männlich), kann man die Betonung bzw. Aussprache und die Atmung für „Oss" als Ying bezeichnen.


Ich empfehle jedem Karateka, anstatt die traditionelle „Oss" Begrüssung abzuschaffen, sich darum zu bemühen, dessen Wert und Bedeutung zu lehren und weiter zu geben.

Liebe Grüsse & Oss

Sahin Sensei